ZIELE UND MOTIVATION

In den Elendsvierteln São Paulos herrscht Chaos, und es gibt unendlich viele unmoralische Angebote und auch Zwangsmaßnahmen.

Unsere jugendlichen Artisten kommen aus Familien ohne soziale Strukturen oder finanzielle Basis, ihr Alltag ist von andauernden Traumata überschattet: Sie erleben die Gewalt der Großstadt, Kriminalität und Missbrauch im unmittelbaren Umfeld. Viele sind mit Schule, der Verantwortung für kleinere Geschwister und Haushalt, den nicht präsenten oder auch kranken oder drogenabhängigen Eltern völlig überfordert. Dies führt in der Regel irgendwann zu allgemeiner Lernschwäche, oft zu Persönlichkeitsstörungen, asozialem und aggressiven Verhalten, Mangel an Selbstvertrauen, psychischen Störungen. Manche der Kinder leiden zusätzlich an chronischen Krankheiten (AIDS, Epilepsie, ADS u.a.). 

Wie schwer es den Kindern und Jugendlichen fallen muss, die Unzulänglichkeit, die Gnadenlosigkeit und das Elend des eigenen Lebens und des Lebens der Eltern anzuschauen und zu ertragen, können wir nur erahnen.

In der Circusarbeit wird ein Gegenbild erschaffen, Gemeinsamkeit geübt, Verlässlichkeit, Vertrauen... Langsam gelingt es, den Sinn der Tätigkeiten wieder zu entdecken, denn ohne die Arbeit und den Einsatz jedes Einzelnen – egal ob Kind,

Jugendlicher oder Erwachsener – gelingt die Aufführung einfach nicht! Also helfen alle mit ... und am Ende gibt es keine Frage mehr nach dem Sinn. Die Arbeit wird geteilt – aber auch die Freude über das Gelingen, der Stolz auf jeden Einzelnen!

Wenn alle Kostüme genäht, alle Nummern geübt, alle Requisiten gebaut sind, weiß jeder ganz genau, wo der andere seine Schwierigkeiten hat, ob er schnell oder langsam lernt – oder das eine oder andere auch gar nicht schaffen kann. Plötzlich wird gerade das Unterschiedlichsein besonders schön! Dann wünschen Kinder sich in die Schule zurück, um doch Lesen und Schreiben zu lernen oder die letzte Klasse abzuschließen; dann wünscht man sich, den eigenen Eltern von der Freude abzugeben, sie einzuladen zu den Aufführungen, die Geschwister, die Freunde aus den Randgebieten – und ganz zart wächst das Vertrauen auf die eigene Kraft und der Glaube daran, das eigene Leben verändern und gestalten zu können.